Familienessen nach Farben
Grüner Spargel, gelbe Paprika und rote Johannisbeeren bringen bunte Farbtupfer auf den Familientisch. Was wir essen, hat immer mit Genuss und Wohlbefinden zu tun. Nicht zuletzt sind es auch die Farben von Lebensmitteln, die uns beeinflussen -und zwar stärker, als wir denken.
Welche Rolle spielen Farben in der Ernährung?
Aus der Forschung weiß man seit langem, dass Farben Energie transportieren. Auch auf mentaler Ebene setzen sie viele Prozesse in Gang. Jeder Farbe lassen sich bestimmte Eigenschaften zuordnen, die unterschiedlich wirken. Das gilt auch für die Ernährung. Für neuen Schwung greifen wir wegen ihrer sonnigen Farbe oftmals unbewusst zu Bananen und die Farbe Rot auf dem Teller lässt sofort gute Laune aufkommen.
Kleiner Tipp: Aus psychologischen Gründen also möglichst immer etwas Rotes zum Familienessen mitservieren.
Der Reiz der Farben: Warum Kinder rotes Obst und Gemüse mögen
Ist es eigentlich Zufall, dass die Erdbeeren auf dem Obstteller immer als erstes weg sind? Und warum essen die meisten Kinder lieber rote Paprika als grüne? Dahinter steckt unser evolutionäres Erbe. Einfacher ausgedrückt: unser Überlebenstrieb. Denn sobald Kleinkinder selbstständig ihre Umwelt erkunden, brauchen sie einfache Regeln, um Essbares von Giftigem zu unterscheiden. Wir alle haben daher eine angeborene Abneigung gegen grüne Früchte und Bitterstoffe. Das hilft uns, ungenießbares, unreifes oder verdorbenes Obst oder Gemüse auszusortieren. Süßes dagegen nehmen wir als sicher wahr. Und genauso rote Früchte. Denn viele Obst- und Gemüsearten nehmen mit der Reife eine gelbe oder rote Färbung an. Erdbeeren und Kirschen zum Beispiel, oder Tomaten und auch Paprika.
Ernährungswissenschaft
Farbe in Obst und Gemüse zaubern sekundäre Pflanzenstoffe. Sie sorgen für grünen Brokkoli und rote Kirschen und kommen in allen pflanzlichen Lebensmitteln vor. 100.000 solcher Pflanzenstoffe, deren Funktion sich nicht nur auf die Farbgebung beschränkt, sind bislang bekannt. Ihnen werden verschiedene gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben.
Interessiert am Vorkommen und der Wirkung? Schauen Sie unter www.dge.de (Suchbegriff: sekundäre Pflanzenstoffe).
Farbenfroh durchs Jahr mit dem Regenbogenkompass
Das ganze Jahr über reifen fortwährend andere Sorten in den verschiedenen Farben heran. Mein Tipp: Essen Sie jede Woche einen Regenbogen! Die natürlichen Farbstoffe in sämtlichen Obst- und Gemüsesorten sind wichtige Substanzen mit gesundheitsfördernder Wirkung. Das lässt sich gezielt nutzen. Je bunter der Teller, desto reicher die Nährstoffpalette. Der Spaß an der farbenfrohen Vielfalt beginnt bereits beim Einkauf. Verarbeiten Sie in Ihrer Familienküche je nach Jahreszeit Obst und Gemüse in allen Farben des Regenbogens –möglichst mit saisonaler, frischer Ware aus biologischem Anbau.
Familien-Faustregel: Immer wieder für Abwechslung sorgen und möglichst bunt essen!
Eine kleine farbenfrohe Auswahl aus dem Saisonkalender:
GELB & ORANGE
Möhren im Frühjahr
Pfirsiche im Sommer
Mais im Herbst
Zitrusfrüchte im Winter
ROT
Radieschen im Frühjahr
Erdbeeren im Sommer
Hagebutten im Herbst
rote Bete im Winter
WEISS
Spargel im Frühjahr
Fenchel im Sommer
Weißkohl im Herbst
Pastinaken im Winter
LILA & BLAU
Salatsorte Lollo Rosso im Frühjahr
Heidelbeeren im Sommer
Zwetschgen im Herbst
Blaukraut im Winter
GRÜN
Spinat im Frühjahr
Erbsen im Sommer
Trauben im Herbst
Feldsalat im Winter
Interesse geweckt? Meine Empfehlung; Eingabe bei google: BARMER Saisonkalender. Er hilft dabei, das richtige Obst und Gemüse zu jeder Jahreszeit zu finden.
Küchen-Praxis
Um die gesundheitsfördernde Wirkung dieser Stoffe zu nutzen, sollten alle Familienmitglieder möglichst täglich mindestens 3 Portionen Gemüse essen. Doch wie groß ist eine Portion? Eine praktische Messhilfe für die richtige Größe der Obst- oder Gemüseportion ist die jeweils eigene Handfläche. Jedes Familienmitglied kann damit ganz unkompliziert seine richtige Portionsgröße abschätzen. Das „Handmaß“ wächst mit dem Kind mit.
Bei Gemüse dürfen es pro Portion gerne zwei Handvoll sein. Wie Gemüse ist auch Obst reich an Vitaminen, Mineral- und sekundären Pflanzenstoffen. Beim Verzehr sollte dennoch Gemüse dominieren, weil es weniger Zucker und mehr Ballaststoffe enthält. Außerdem verträgt nicht jeder den im Obst enthaltenen Fruchtzucker. Deshalb reichen 2 Portionen am Tag.
Familien-Faustregel: Täglich 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst essen!
Wählen Sie nicht nur die verschiedenen Obst- und Gemüsearten sondern variieren Sie auch ab und zu die unterschiedlichen Sorten. Warum nicht gelbe Tomaten in den Salat schnippeln oder aus violetten Möhren eine Suppe kochen?
Ist eine bestimmte Farbe Mangelware, können Sie auf eingekochte oder getrocknete Früchte sowie eingelegtes bzw. gefrorenes Gemüse zurückgreifen.
Die Zubereitung sollte vielseitig sein: Rohkost, Salat, gegartes Gemüse, frisches Stückobst, Trockenobst, Gemüse- oder Obstsaft; empfohlen wird ein Mix aus roh und gekocht. Verarbeiten Sie möglichst alle Pflanzenteile.
Mein Tipp: Bunte Vielfalt im Topf
Verarbeiten Sie gemeinsam unterschiedliche Gemüsesorten einschließlich aller Gemüseteile in den verschiedensten Farben zu einer Familien-Suppe. Wenn Kinder mitentscheiden, was in den Kochtopf kommt und selbst schnippeln, rühren und würzen dürfen, sind sie außerdem viel eher bereit, Neues auszutesten. Das Gemüse für die Suppe lässt sich ganz nach Wunsch austauschen.
Familienspiel der Farben
GELB & ORANGE: Gehen Sie als Familie gemeinsam zum Wochenmarkt. Wer entdeckt die meisten Obst- und Gemüsesorten in diesen Farben?
ROT: Pflanzliche Zutaten ausschließlich aus rotem Obst und Gemüse auswählen. Verarbeiten Sie gemeinsam Tomaten, Paprika & Co.in der Küche.
WEISS. Eine Familiensuche in Kochbüchern oder virtuell: Wer findet Rezepte mit weißem Obst und Gemüse?
LILA & BLAU: Welche Obst- und Gemüsesorten gibt es in der Farbe? Recherchieren Sie mit Ihren Kindern im Internet.
GRÜN: Einen besonders hohen Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen haben wild wachsende Kräuter. Mein Tipp: Nutzen Sie eine Wildkräuterführung als Familienausflug.
Fazit:
Essen Sie bunt! Je bunter, desto besser! Der tägliche Speiseplan sollte farbenfroh und abwechslungsreich sein und viele saisonale, regionale und pflanzliche Lebensmittel enthalten.
Jeden Tag farbenfrohes Familienessen wünscht Ihnen
Sabine Timmermann
Cool